top of page

IRO Test am 24. und 25. Mai 2025 in Frutigen - 4 minutes

Um es vorab unmissverständlich kundzutun: Wir haben die Qualifikation zur WM dieses Jahr aus gutem Grund verpasst. Unsere Leistung im Zuge der Flächensuche war mangelhaft. Der Reihe nach:

Warmlaufen:

Nach vier erholsamen Tagen bei unserer Tochter und deren Mann am Bodensee kamen wir mittwochnachmittags entspannt im Berner Oberland an. Unser Quartier auf einem Bauernhof am Rande von Frutigen war so, wie ich es mir vorgestellt hatte: gemütlich und sauber, umgeben von sattgrünen Wiesen, vermietet von freundlichen Menschen. Lediglich mit den Mücken hatte ich nicht gerechnet. Später am Tag inspizierte ich während eines Spaziergangs entlang der Kander schon einmal grob das womögliche Suchgebiet. Dabei wurde mir klar, dass eine Suche in diesem sehr dicht bewachsenen, mit Erdwällen und Holzstapeln bedeckten Waldstück herausfordernd sein würde.

Tags darauf ließ der Fußballgott am Thuner See bei Fritz-Walter-Wetter einen meiner Kindheitsträume wahr werden: Ich erfuhr den Geist von Spiez, wurde Teil des Wunders von Bern. Eine freundliche Mitarbeiterin des Hotels Belvedere hatte mir unaufgefordert vor Augen geführt, dass ausgerechnet Fotos der beiden Spieler (Toni Turek und Werner Liebrich), die am selben Tag wie ich ihren Geburtstag feierten, im Zentrum der hoteleigenen Ausstellung zur Fußballweltmeisterschaft 1954 platziert sind. Gänsehaut!

Am Freitagnachmittag absolvierten wir mit den anderen Teams ein Probetraining auf dem Sportgelände des FC Frutigen, um anschließend im Klubhaus des Veranstalters (gemeinsam mit Renate Eberts - von der wir euch herzlich grüßen sollen! - und einem sympathischen Vater-Tochter-Gespann aus Vorarlberg) zu Abend zu essen. Die Spaghetti und Salate waren klasse, ebenso das Personal. Schade, dass nur wenige Teilnehmer diese schmackhafte Offerte annahmen.

UO/GW:

Als wir tags darauf zum ersten Teil der Prüfung am Sportgelände eintrafen, erlebten wir gleich zwei Überraschungen: Auf den benachbarten, durch keinerlei Zäune o.ä. abgetrennten Rasenplätzen fand ein Fußballturnier statt. Zudem waren die Geräte gegenüber dem Vortag komplett umgestellt. Die Prüfungsrichterin hatte es so gewollt. Da auf der am anderen Ende des Platzes gelegenen Reitanlage ebenfalls reger Betrieb herrschte, gab es reichlich Ablenkung für die Hunde.

Dass Youna während der Freifolge akustisch an die WM in Finnland erinnerte, überraschte mich nicht. Als Ausgleich für ihren Vorlaut blieb sie während der Ablage wie angewurzelt liegen. Dafür - und für die Disziplinen Schaukel, Leiter und Tunnel - kassierten wir Bestnoten. Hätte ich bei der Lenkbarkeit auf Distanz das letzte Sichtzeichen nicht unnötig lange gehalten und mich vor dem Abruf Youna zugewandt, hätten wir wohl ein fünftes V erhalten. Den höchsten Abzug gab es beim Apportieren, unserer letzten Übung. Youna knautschte mit dem Brillenetui und beförderte es einmal kurz zu Boden, bevor ich es ihr abnehmen konnte. Egal, mit 85 Punkten lagen wir nach Tag eins des Tests gut im Rennen. Begeistert war ich von der Richterin aus Südtirol. Astrid Laner war stets auf Augenhöhe, kommentierte jede Präsentation auf Deutsch und Italienisch. In allen Einzelheiten und einem wohlwollenden Ton. Bravo!

Flächensuche - 4 minutes:

Vom Klubhaus des Veranstalters bis zum Suchgelände mussten die Teams entlang der in den Thuner See mündenden Kander knapp zwei Kilometer bis zum Sammelpunkt laufen, um letztlich eine Stunde später als geplant an den Start gehen zu können. Es war trocken, der Himmel bedeckt, beinahe windstill.

Der Auftakt gelang, Astrid Laner fand unsere Anzeigeübung „wunderschön“. Doch dann folgte ein einziges Trauerspiel. Nach Bekanntgabe der Lage verlegte ich unseren Startpunkt auf Grund eines abstrusen Gedankens etwa 50 m zurück. Wie immer aus der Hüfte, ohne Protokoll. Zudem ließ ich vier Minuten verstreichen, bis ich Youna in diesem schweren Gelände losschickte. Aber auch sie zeigte ein atypisches Verhalten, war längst nicht so laufstark wie sonst. Vielleicht spürte sie meine Unsicherheit, vielleicht schwächte sie eine noch nicht ausgestandene Scheinträchtigkeit. Fragt mich was Leichteres! Jedenfalls lief sie entgegen ihres Naturells bei den Seitenschlägen nicht weit genug hinaus und legte schon bei der ersten Anzeige längere Bellpausen ein. Den zweiten Figuranten überlief sie. Schockierend war ihr Verhalten bei der dritten Versteckperson. Um sich zu vergewissern wo ich bleibe, lief sie mehrere Meter von ihr ab. Ein Habitus, der sich latent eingeschlichen hat und abgeschwächt schon in Finnland zu beobachten war.

Erstmals gescheitert zu sein, war das Beste, was uns passieren konnte. Das meine ich ernst und ist keine Floskel, Leute! Auf Grund der ausführlichen Analyse von Astrid Laner ist bei mir der Groschen gefallen. Unsere Baustellen sind nun klar definiert. Wir sind schon fleißig am Kompensieren. Ich werde meine Erkenntnisse aus diesem lehrreichen Wochenende bei sympathischen Gastgebern mit euch teilen und freue mich auf unser Trainingslager im Spessart.

Für die WM in Tschechien wünsche ich Patricia Lemke mit Idefix, Andrea Otto mit Bentley und allen anderen deutschen Startern von Herzen Erfolg und eine Stimmung, wie wir sie in Frutigen hatten: Fratelli dItalia! Wir werden stattdessen in die Bretagne reisen und nächstes Jahr wieder angreifen.


Comments


bottom of page